Dürfen dürfen

Leeres Blatt, neuer Tag. Ich trage die Anspannung der letzten Bilder noch in mir. Okay. Dürfen dürfen. Heute ohne Pinsel, nur mit den Fingern. Pink, Gelb und wieder in Kreisen. Dieses Mal mit den Fingern aufgetupft. Die Tupfen dürfen sich Anfangs nicht berühren, sonst vermischen die Farben. Irgendwann werde ich mutiger und suche mir gezielt Übergänge. Das Tupfen wird satter und grenzt an Klecksen. Ein innerer Soundtrack schleicht sich ein: Johnny Cash brummt sein entschiedenes „I won’t back down“ vor sich hin und ich bin erstaunt, dass ich den kompletten Song im Kopf habe. „Hey, hey, there ain’t no easy way out – hey, hey, but I won’t back down. […] In a world that keeps on pushing me around, but I will stand my ground.“ *

Die schöne Kehrseite dieser Anstrengung ist der unbedingte Wille, sich selbst treu zu bleiben. Vielleicht ist es an der Zeit, das zu honorieren. Ich habe schon eine Ahnung, dass ich heute die Farben großflächig verteilen will. Aber erst einmal will das Blatt vollständig bedeckt sein. Zurücktreten. Einen Becher Tee austrinken. Die weiße Farbe aus der Flasche direkt in meine linke Handfläche gießen. Die Farbe wie Creme satt auf beide Handflächen verteilen. Auf geht’s. Wie ein Windrad dehnen sich die Farben in alle Richtungen aus und doch weisen sie gleichzeitig zum Zentrum zurück. Bewegung und gleichzeitig in der Mitte bleiben. Noch etwas Getackel am Zentrum, aber nicht zu lange. Zufriedenheit. Und siehe da: Heute war es leicht.

Vor zwei Tagen sah ich den Film „Vergiftete Wahrheit“, in dem es über den Anwalt geht, der die Firma Du Pont verklagt. -> Wikipedia Dieser Film ist absolut sehenswert und bewegend. Der Song von Johnny Cash begleitet das Ende und den Abspann und setzt einen perfekten musikalischen Schlusspunkt.