Eine geführte Meditation vom Seminar am Sonntag hallt nach: Es ging um das Element „Erde“ in der TCM – dieses Gefühl vom konkreten „Hier-Sein“; diesem Gefühl von „Ich-bin“. Ich hatte damit arg zu tun und es beschäftigt mich auch heute – zwei Tage später – noch sehr. Das Bild von einer Zelle kommt mir in den Sinn, dem kleinsten Baustein unseres Körpers. So, wie auch wir Menschen jeder ein Baustein für den gesamten menschlichen Organismus sind.
Also entsteht eine organische Linie – das Membran, vergleichbar mit unserer Haut. Die Haut macht beides: Sie grenzt uns von den Anderen ab und lässt uns als einzelnes Wesen erscheinen. Gleichzeitig kann sie sich öffnen und schließen und bestimmen, wie durchlässig sie ist. Ich finde es mutig, so einen durchgehenden Pinselstrich dafür zu definieren. Wie schön, dass man auf dem Papier so Vieles einfach ausprobieren kann. Also bin ich heute mal mutig. Darf ich auch im Kontakt mit Anderen so „geschlossen“ sein? Und nicht erst dann, wenn die Haustür zuhause hinter mir ins Schloss fällt?
Ich darf für mich eine Farbe festlegen – mein „Ich bin“. Und gleichzeitig auch alle anderen Farben mit hineinsetzen als Facetten, die sich mit der Grundfarbe vermischen und verbinden.
Der Zwischenraum darf luftig sein – ein Weiß mit etwas Blau angemischt. Ausgestrichen mit dem Pinsel, um die Luftbewegungen im Dazwischen anzudeuten. Die Kontaktflächen zu den anderen Zellen sind unterschiedlich groß und offensichtlich in Bewegung. Spannend ist, dass alle Zellen klare Grenzen haben. Es ist sehr ungewohnt. Ich widerstehe allen Impulsen, an den Grenzen zu lange herumzuschmieren und sie transparenter zu machen. Es gibt manchmal zarte Übergänge und doch dürfen die Grenzen definiert bleiben.
Beim Hinlegen frage ich mich, ob ich meine Familie gemalt habe: Drei weibliche Zellen und zwei Männliche. Am rechten Bildrand bleibt eine Leerstelle. Wäre das Bild im Querformat, dann könnte ich hier noch eine dritte männliche Zelle hinplatzieren. Aber so ist diese abwesend und das ist auch recht stimmig so.