Ich plane einen Kurs, in dem ich Farbwirkungen in der Fotografie erklären will. Suche mir das Karmin und das Chromoxidgrün heraus, weil sie mir nach Komplementär-Kontrast aussehen. Entscheide, dass ich heute auch einfach nur eine Farbstudie machen darf – ohne irgendeinen anderen Beweggrund dahinter. Das Kreiseln interessiert mich noch immer und also werden es wieder runde Formen.
Das Malen strengt mich an. Immer. Heute merke ich es besonders. Ich treibe mich an, sogar zur Entspannung. Hm. Halte so oft die Luft an, dass ich mich wundere, dass ich dabei nicht ohnmächtig umkippe. Der Lufthol-Reflex kommt jedenfalls immer sehr, sehr spät. Wenn es mir auffällt, mache ich ein paar bewusste Atemzüge. Aber nach drei Pinselstrichen habe ich das schon wieder vergessen. Demnach eignet sich das Malen auch als Meditations-Übung, wie mir scheint…
In den Flaschen sahen die Farben spannend aus. Jetzt, vermischt mit Weiß bemerke ich, wie kühl die Beiden zusammen sind. Gefallen tut mir das nicht. Also konzentriere ich mich auf den Farbauftrag und die Übergänge. Ich will unbedingt große Schwünge machen, aber sie sind schwer. Oder ich mache sie mir schwer mit dem vielen Luft-Anhalten. Oder ich will zu viel auf einmal. Und vor allem sitzt mir da immer noch was im Nacken, was ein „Ergebnis“ haben will. Einfach nur Herumspielen? Mir die Erlaubnis dazu geben: Damit ist es wie mit der Meditation – kaum erkannt ist es schon wieder vergessen.
Beim Einlesen des Fotos fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit auch etwas Drittes gleichzeitig probiert habe: Die Gegenüberstellung von Helligkeiten bzw. Kontrast. In der Schwarz-Weiß-Umsetzung wird das sichtbar. Sie spricht mich heute auch mehr an.