„Hier stehe ich.“ Am Anfang war da der Wunsch nach einem Standpunkt. Dick, gelb, mittig. Und dann gingen die „Probleme“ los: Wie groß darf dieser Standpunkt sein? Wieviel Raum darf er auf dem Papier einnehmen? Wieviel Platz muss ich lassen für die Welt, in der ich meinen Standpunkt einnehme? Der Rahmen bestimmt die Größe – es ist also neben dem gefühlten auch ein organisatorisches Problem.
Dann die „Festigkeit“… Große Kreise schwingen – wie schwer das ist, wenn man diese Bewegung nicht gewohnt ist. Eine Ahnung davon bekommen, was die Kalligrafen des Ostens als inneren Lernprozess meinen, wenn sie nach langer Übungszeit die richtige innere Verfasstheit und äußere Fertigkeit innehalten, einen perfekten Kreis in einem Zug hinzulegen. Wertschätzung.
Beim Kreisen entdecken, dass es wieder um die Übergänge und die Grenzen geht. Wie fest muss ich auf einem Standpunkt stehen? Ist es hinderlich, mich für Übergänge zu öffnen? Ist es förderlich, neue Impulse aufzunehmen? Wie dauerhaft ist ein eigener Standpunkt? Das einzig Beständige ist der Wandel – so viel ist schon einmal klar. Und so darf sich die Farbe im absoluten Zentrum auch auf einmal ändern. Meine Vernunft ist in diesem Augenblick nicht in der Lage, mir eine Lösung anzubieten. Dieser Akt macht auf einmal Angst. Es erfordert Mut und Intuition. Ich brauche mehrere Anläufe. Auftragen und Abnehmen. Verpatzer korrigieren. Abwarten, bis der Grund angetrocknet ist. Luft anhalten. Einen neuen Versuch machen und ausprobieren, was dabei herauskommt.
Entspannen. Mit dem Ergebnis von heute bin ich nicht zufrieden. Ich wünsche mir die Übergänge weicher, fließender. Auf diesem Blatt heute ist alles viel zu statisch und festgezurrt. Das Bild vor meinem inneren Auge ist der Zustand, wie ich mir das wünsche. Das, was auf dem Blatt sichtbar ist, entspricht offensichtlich dem, in dem ich mich befinde: Einen Standpunkt einnehmen und ihn erst einmal behaupten können. Wie schön, dass ich morgen wieder ein neues, leeres Blatt vor mir haben werde. Mir scheint, auf mich kommen noch eine ganze Reihe von Kreisbildern zu. Ich freue mich schon darauf und bleibe neugierig.